IHK macht Mut zur Selbstständigkeit – kreiszeitung.de

Syke – Von Julia Kreykenbohm. Max B. arbeitet seit Jahren in einem Betrieb. Das Gehalt stimmt, aber er hat Ideen, wie man das Produkt verbessern könnte. Nur umsetzen kann er sie nicht, weil der Chef dagegen ist. Wenn er hingegen sein eigener Herr wäre… Aber bringt er überhaupt die Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit mit? Und worauf muss er achten? Welche Risiken lauern bei der Gründung eines eigenen Unternehmens? Bei all diesen Fragezeichen verwirft Max seinen Traum lieber und bleibt in seinem Betrieb.

So wie in diesem Beispiel gehe es zurzeit vielen Menschen, weiß Mario Egbers von den Wirtschaftsjunioren und Leiter des Arbeitskreises Existenzgründung. Und an genau die wolle man ran, sie motivieren und ermutigen, den Schritt zu wagen, in dem man sie umfassend informiere und auf ihrem Weg begleite. Denn wenn Menschen nur aus Unsicherheit keine Unternehmen mehr gründeten, gehe Potenzial verloren, und es gebe keine Innovation mehr, was der Wirtschaft schade, glaubt Constantin von Kuczkowski, Geschäftsstellenleiter der IHK in Syke.

Keine besserwisserischen jungen Schnösel im Anzug

Doch nicht nur Leute, die Unternehmen gründen wollen, auch diejenigen, die vielleicht einen Betrieb übernehmen oder bereits seit ein paar Jahren führen und jetzt erst merken, was alles dazu gehört, sind bei den Veranstaltungen der Wirtschaftsjunioren willkommen. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass sie nicht allein stehen und weisen niemanden ab, der Hilfe sucht“, verspricht Egbers – und möchte an dieser Stelle auch mit dem Vorurteil aufräumen, das womöglich einigen bei dem Wort Wirtschaftsjunioren in den Sinn kommt: „Ein paar junge Schnösel im Anzug sitzen da und erzählen mir, was ich zu tun habe“, scherzt Egbers.

Bei den Existenzgründerstammtischen referieren Experten zu verschiedenen Themen, bevor in großer Runde Fragen gestellt werden können. Wer es lieber individueller mag, ist bei den Themenabenden richtig. Dort sitzen die Fachleute an jeweils einem Tisch und halten für einen bis zu fünf Hilfesuchenden einen Vortrag über Steuern, Absicherung und Finanzierung. Dabei oder danach können Fragen gestellt werden. „Aber auch außerhalb der Termine stehen wir den Menschen zur Verfügung. Wir vergeben Visitenkarten und bleiben dadurch Ansprechpartner“, versichert Egbers. Und wenn er nicht weiterhelfen könne, verweise er an jemanden, der es kann. „Wir verstehen uns als Netzwerk und möchten Antworten auf Fragen geben, die man sich vielleicht noch gar nicht gestellt hat.“

Vorarbeit darf nicht übers Knie gebrochen werden

Eine gute Vorarbeit sei für eine Existenzgründung unschätzbar wertvoll, sagt von Kuczkowski. Diese dürfe man nicht übers Knie brechen. Dennoch sollten die Leute nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen sehen – und das sei immer weniger der Fall: „In Deutschland sind in den vergangenen sechs Jahren die Anfragen für eine Existenzgründung rückläufig. Wir stehen bei 200.000 und waren mal bei 400.000.“

Dafür seien diejenigen, die Anfragen stellten, besonders motiviert und engagiert – nach dem Motto: Wer will, der will es wirklich. Doch auch sie beklagen sich über die Bürokratie und darüber, dass sie von einer Behörde zur nächsten gehen müssen. „Sie wünschen sich einen One-Stop-Shop – also eine Stelle, wo sie sich über alles informieren können“, weiß Egbert. Und so etwas möchten die Wirtschaftsjunioren anbieten, denn auch im Landkreis gibt es viele Menschen, die den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen.

„Wir haben mehr Anmeldungen als Abmeldungen, eine positive Gewerbebilanz, und auch im Dienstleistungsbereich läuft es gut.“ Dennoch gehen die Neuanmeldungen in der Stadt Syke zurück, wie der Erste Stadtrat Thomas Kuchem weiß: „2016 hatten wir 238 und am 31. Juli 2017 etwa 114.“ Keine Änderung gibt es bei den Zahlen der weiblichen Unternehmensgründerinnen. „Dieser Bereich ist nach wie vor männerlastig, zu etwa 65 Prozent“, so von Kuczkowski.

Einen Zuwachs erwartet er bei Anmeldungen von ausländischen Gründern. „2006 zählten wir zwölf Prozent, 2015 schon 23 Prozent.“